Moto Guzzi Galletto 192 AP (Bausatz)

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Der Kauf

Diese Moto Guzzi Galletto 192 AP wurde schon mehrmals weitergereicht und war in weiten Teilen zerlegt. Der Rahmen mit Rädern war noch zusammen, der Motor aber über verschiedene Schachteln zerlegt.

  • Kaufdatum: Juni 2016
  • KM-Stand laut Tacho: 19’456
  • Baujahr: 26. Oktober 1954
  • Serienummer: GBM 20
  • Farbe: Lechler Color Code ///13
  • Weitere Infos zu diesem Model
  • Importiert wurde die Galletto vom CH Erstbesitzer im Tessin, das 13.20 A Papier ist gestempelt mit 04.10.1993
  • Produziert wurde die Galletto laut Auszug aus dem Guzzi-Archiv am 26. Oktober 1954.
  • Zubehör: leider nicht viel, als Schlüssel wurde ein Nagel verwendet, das Original Fahrzeughandbuch ist dabei

Moto Guzzi hat auch für diese Fahrzeuge den Namen eines eines Vogels verwendet, Galletto steht für Hähnchen.
Erschienen in den ersten Monaten 1954 und wurde dann gebaut bis das Modell 192 AE mit dem Dynastarter und anderen Modifikationen auf den Markt kam.

Gebaut wurden total 40’250 Stück, dies inklusive den 192 AE Modellen.

Eine Galletto war wohl in der Regel kein Schönwetterfahrzeug, dieses Exemplar wurde gefahren bis es einfach nicht mehr ging und dann in dem Zustand abgestellt.

So war auch der Zustand dieses Fahrzeuges, das Fahrzeugt wurde vom Vorbesitzer zerlegt, übernommen habe ich den Rahmen mit Räder und mehrere Kisten Material inkl. einem zerlegten Motor.

  • Motor, Haupt- und Nebenlager sind stark verschliessen. Dieser frühe Typ aus der 192 AP Serie hat im linken Seitendeckel noch ein Bronzelager und nicht wie die späteren Modelle ein Rollenlager. Komischerweise hatte auch das frühere Modell 175 schon ein Rollenlager, warum man das Experiment mit einem Bronzelager gemacht hat ist nicht klar.
    Der Pleuelzapfen ist mehr als 0.1 mm oval, das Kurbelwellenlager hat über 0.3 mm Spiel. Die Getriebezahnräder sehen ordentlich aus, auch die Getriebelager sind bis auf das Lager der Nebenwelle noch in der Toleranz. Das Kupplungsrad hat Karies wie auch das Nockenwellenrad da fehlt jeweils ein halber Zahn.
  • die Bleche sind stark mitgenommen, der hintere Kotflügel wie bei den meisten Galletto Modellen gerissen, das Ablagefach durchgerostet und z.T. verbeult. Die Knie- und Fussbleche sind verbogen und im unteren Bereich von Stürzen durchgescheuert.
    Dass eine Galletto so viel Blech hat und diese halt in der Regel verbeult und im Falle der Stahlbleche rostig sind, macht ein Galletto zu einem aufwendigen Restaurationsobjekt. Die Kniebleche und die seitlichen Motor-Abdeckungen sind aus Alublech. Das hintere Schutzblecht aus 0.7mm Blech.
  • Dort wo für die Hinterradschwinge links ein Gewinde sein soll ist es eher ein Langloch, da war die Spurstabilität wohl nicht mehr die beste. Geschmiert wurde wohl nur bei der Auslieferung des Fahrzeuges… Die Schwingenachse und deren Bronzebuchsen waren nicht mehr zu gebrauchen.
    Eine Schwingenachse zu finden war nicht einfach, ich hatte mir schon eine Angebot für eine Neuanfertigung machen lassen bin dann aber in Novegro doch noch fündig geworden.
  • Chromteile wie Lenker, Hebel, Kickstarter sind rostig, da nützt polieren leider nichts mehr.

Bei dieser Restauration habe ich den Fehler gemacht bei meinem 2. Galletto das eine oder andere abzuschauen. Das hat dazu geführt dass ich am Schluss plötzlich eine “Galletto Serienfertigung” auf dem Tisch hatte. Passiert mir so nicht mehr!

Galletto

Ein Galletto zu restaurieren bedeutet einiges an Carrosserie-Arbeiten. Bei diesem Fahrzeug war hinten rechts der das Blech durchgerostet. Auch im kleinen Ablagefach stand wohl lange Wasser und so war das auch an einigen Stellen durchgerostet.

Blech

Die Trittbretter waren, vermutlich durch Stürze, stark beschädigt, die Verstärkungsrippen habe ich abgetrennt, das Blech wieder begradigt und dann alles wieder zusammengeschweisst.
Gleiches bei den Fussblechen, das untere Teil wurde abgetrennt dann alles begradigt und wieder zusammengenietet.
Um die Risse am hinteren Schutzblech zu reparieren habe ich mir aus einem Rohrstück (halbiert) Segmente gemacht und diese dann eingeschweisst.

Gerne hätte ich mal ein in eine Galletto Fertigung im Jahre 1954 reingeschaut, wie war wohl die Qualität der Lackierung, wie wurde vorbehandelt und geschliffen, wie sah eine perfekte Lackierung damals aus?

Motor

Der Galletto Motor hat sich im Laufe der Entwicklung ziemlich geändert.

  • angefangen mit einem 3-Gang Motor mit 150ccm der aber nie in Serie ging, die erste verkaufte Version hatte dan 160 ccm.
  • speziell ist sicher am Galletto-Motor dass die Kurbelwelle einseitig links gelagert ist. Bei den ersten Motoren zuerst mit Kugellager dann später mit einem grossen Bronze-Lager. Zusätzlich wird die Kurbelwelle im linken Gehäusedeckel mit einem weitere Lager gestützt, bei dieser 192er ist hier ein Bronze-Lager eingebaut, dadurch ist es auch eine Kurbelwelle die eine Schmierbohrung im Lagerbereich haben. War nicht so einfach eine solche Kurbelwelle noch zu finden.

Rahmen

Der Rahmen von 160/175 und den 192er Modellen unterscheidet sich an einigen Stellen:

  • der Mittelteil ist wegen dem verbauten 6V Dynamo über dem Motor hochgezogen.
  • der Tank fasst 8.5 Liter anstelle der 7.5 Liter bei den kleineren Modellen, der Rahmen ist beim Tank nun gewölbt und nicht mehr Gerade
  • der Tacho sitzt auf der Rechten Seite (die Tachoseite ist also rechts sichtbar, und der Benzinhahn sitzt nun unten links direkt beim Vergaser
  • das heisst auch das Armaturenbrett ist anders da jetzt nur noch eine Tank und die Tachöffnung verhonden sind
    • da hat man wohl den Rotstift angesetzt, war ja schon ziemlich aufwendig der Benzinhahn der ersten Modelle und den Tacho durch den Benzinhahn zu führen hat die Fertigung wohl auch nicht einfacher gemacht.

Malerei

Für die Malerei konnte ich auf die tatkräftige Unterstützung meines Bruders zahlen. In vielen Stunden wurden noch die letzten Unebenheiten ausgebessert, gefüllert, grundiert und dann der Decklack aufgebracht. Ein Galletto ist, durch das viele Blech, schon aufwendigt damit er wieder in einem sauberen “Federkleid” dasteht.

Elektrisch

Der elektrische Teil ist ja nicht wirklich komplex aber für mich als Leihen gab es doch einige Fragen. Die 192AP in der Ausführung hat eine Batterie-Zündung und den oben angesprochenen Dynamo über dem Motor montiert. Der Gleichrichter war nicht mehr zu gebrauchen und ich habe ihn gegen einen elektronischen VAPE Gleichrichter ausgetauscht, der passt auch zum Montieren ganz gut an die Stelle des originalen Gleichrichters. Einigen Ärger hatte ich auch mit den alten Schaltern, da hilft nur zerlegen und gründlich reinigen sonst wird man nicht glücklich damit.

bei der Zündung habe ich nach einigen Problemen mit den heutigen Kondensatoren beschlossen auf eine elektronische Zündung zu wechseln. Verwendet habe ich die Zündung von Helotronik, ist eine einfache Zündung ohne Zündpunktverstellung. Eigentlich wollte ich die Variante kontaktlos einbauen, das ist dann aber wegen dem Keilriemen gescheitert, jetzt ist als Kontaktgeber wieder der Unterbrecher drin.

MFK

Im Gegensatz zur 175er Galletto wo ich einen Schweizer Fahrzeugausweis hatte war bei der 192er nur das 13.20 Zollpapier vorhanden. Ich war also gespannt ob meine Unterlagen den Anforderungen genügen würden:

  • 13.20 aus dem vorigen Jahrhundert
  • die Bestätigung aus dem Moto Guzzi Archiv
  • das Original Fahrzeugbuch, allerdings ziemlich zerfledert

Es ging dann aber alles glatt. Der Experte hat alles Vermessen und gewogen so dass jetzt Details im Fahrzeugausweis stehen.

Nachgefertigte Teile

Es ist nicht ganz einfach an Ersatzteile für die Galletto zu kommen, so einfache Teile wie der Kettenspanner, die Dichtungen der Radlager (Filzdichtungen), die Schleifsegmente für die Hinterrad-Federung oder auch ein Kurbelwellenlager sind inzwischen schwierig geworden diese noch zu finden oder wenn nachgefertigt dann z.T. in zweifelhafter Qualität. Folgende Teile habe ich nachkonstruiert und nachgefertigt oder anfertigen lassen:

  • Reibsegmente Hinterrad
  • Filzdichtungen
  • Kettenspannerhebel Hinterrad
  • Zylinderkopfdichtung aus 2mm Kupferblech, auch dünner möglich je nachdem ob der Kopf bearbeitet wurde

Und so tönt der Hahn

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